Greifswald

St. Marienkirche

Die Dicke Marie, wie St. Marien im Volksmund genannt wird, zählt zu den herausragendsten Hallenkirchen der Backsteingotik im Nordosten Deutschlands. Die Grundfesten der chorlosen, 67 Meter langen Basilika in der historischen Altstadt Greifswalds gehen schätzungsweise auf das Jahr 1275 zurück. Besonders eindrucksvoll und repräsentativ für die norddeutsche Giebelornamentik ist der gewaltige Ostgiebel, durchsetzt von acht spitzbogigen Fensterblenden.

Marienkirche Greifswald & Landesmuseum
Marienkirche & Pommersches Landesmuseum

Spuren kriegerischer Zeiten lassen sich noch heute am Giebel in Form von brandenburgischen Kanonenkugeln ablesen. Nicht minder imposant gibt sich der dreistöckige Turm mit stattlichem Satteldach. Das Turmuntergeschoss umfasst eine europaweit einzigartige mittelalterliche Gerichtshalle sowie ein Kriegsmahnmal.
Im 21 Meter hohen Innenraum, welcher von vier Pfeilerpaaren strukturiert und von einem Kreuzrippengewölbe überspannt wird, gibt es etliche Grabsteine. Erwähnenswert ist vor allem der Gedenkstein (1462) zu Ehren des ermordeten Bürgermeisters und Begründers der Greifswalder Universität Heinrich Rubenow. Die mittelalterliche Bemahlung stammt aus dem Jahre 1411. Seit den Restaurationsarbeiten zwischen 1977 und 1984 kommt insbesondere das Bildnis der Passion Christi im südlichen Seitenschiff (Gedächtniskapelle) wieder vollkommen zur Geltung.

Fiel ein Großteil der ursprünglichen Innenausstattung auch der napoleonischen Besetzung zum Opfer, ist doch zumindest die aus 60 verschiedenen Holzarten gefertigte Renaissance- Kanzel erhalten, einschließlich geschnitzter Landschafts- und Personendarstellungen (z.B. Luther). Das Altarbild zeigt indes die Heilige Nacht. Im mittleren Ostfenster oberhalb des Altars veranschaulicht eine Glasmalerei von 1840 eine Kreuzigungsgruppe sowie die kniende Maria Magdalena zu Füßen des Gekreuzigten. Das Kastengestühl ist seit 1837 unverändert.

Die Orgel von St. Marien, größtes erhaltenes Exemplar des Orgelbauers Friedrich Albert Mehmel, gehört seit 1866 zur Kirchenausstattung. Die älteste Glocke wiederum ist die sogenannte Bet-Glocke aus dem Jahr 1418. Die Wächter-Glocke gibt seit 1569 den Ton an. Die Kleinste im Glockenbunde kam 1614 hinzu. Ebenfalls Teil der Basilika ist die Annenkapelle, ein Anbau mit sechsteiligem Kreuzgewölbe, zwei polygonalen Apsiden und Sterngewölbe sowie einer zweimanualigen Orgel von 1958 und der Relieftafel Die heilige Sippe aus dem 16. Jahrhundert.